| 26.05.2025
Die Schweinehaltung in der Krise ist längst keine Einzelmeinung mehr, sondern Realität für viele Betriebe in Deutschland. Hohe Energiepreise, gestiegene Löhne und teure Baustandards treiben die Produktionskosten massiv in die Höhe. Besonders alarmierend: Laut aktuellen Berechnungen des Bundesverbands Rind und Schwein e. V. (BRS) liegt die Vollkostengrenze bei der Schweinemast mittlerweile bei 2,28 €/kg Schlachtgewicht. Darunter geraten Betriebe in eine wirtschaftliche Schieflage – und arbeiten häufig mit Substanzverlust.
Die Produktion eines abgesetzten Ferkels kostet inzwischen durchschnittlich 88,79 €. Rund ein Viertel entfällt dabei auf Gebäudekosten, ein weiteres Viertel auf Lohn- und Gemeinkosten. Diese beinhalten nicht nur tatsächliche Löhne, sondern auch Unternehmerlohn, Versicherungen, Buchhaltung und Verwaltung. Die Investitionskosten für neue Ställe liegen laut KTBL bei knapp 90 € pro Platz – eine enorme Belastung für Sauenhalter, die gesetzliche Vorgaben umsetzen wollen.
In der Mast steigen die Kosten weiter: Mit Tierarzt, Energie, Futter und Personalkosten summiert sich die Produktion eines Mastschweins auf über 221 €. Wird der gesetzliche Standard nach QS und Haltungsform 1 zugrunde gelegt, sind noch nicht einmal Kosten wie Abluftreinigung oder Gülleabgabe enthalten – beides wird in naher Zukunft verpflichtend.
Die Schweinehaltung in der Krise spiegelt sich auch in der Liquidität der Betriebe wider. Eine reine Kostendeckung bei 2,28 €/kg bedeutet lediglich eine schwarze Null. Für Rücklagen, Ersatzinvestitionen oder die Umstellung auf höhere Haltungsformen bleibt dabei kein finanzieller Spielraum. Liegt die VEZG-Notierung – wie derzeit – unter diesem Niveau, ist die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben.
Besonders besorgniserregend ist der Rückgang der Tierbestände in Deutschland seit über zehn Jahren. Viele Betriebe haben nicht die finanziellen Reserven, um notwendige Modernisierungen umzusetzen. Bleibt das Preisniveau niedrig, könnte sich dieser Trend weiter verstärken – mit dem Ergebnis, dass Schweinefleisch aus deutscher Herkunft langfristig aus den Kühlregalen verschwindet.
Ein zukunftsfähiger Markt braucht realistische Preise. Die Schweinehaltung in der Krise macht deutlich: Nur wenn Schlachtbetriebe, Verarbeiter und der Lebensmittelhandel höhere Erzeugerpreise akzeptieren, bleibt die Tierhaltung in Deutschland wettbewerbsfähig. Andernfalls droht ein weiterer Strukturbruch in der Landwirtschaft.
Informieren Sie sich hier über die Risikoampel für Rinder