In Deutschland leiden über 200.000 Menschen an Parkinson – Tendenz steigend. Die neurodegenerative Erkrankung betrifft vor allem ältere Menschen und gilt als unheilbar. Durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn kommt es zu motorischen Störungen, Zittern, Muskelsteifheit und Verlangsamung der Bewegungen.
Wissenschaftler warnen nun zunehmend vor einem klaren Zusammenhang zwischen dem Einsatz bestimmter Pestizide und dem Auftreten von Parkinson. Besonders gefährdet sind Menschen, die regelmäßig mit diesen Stoffen arbeiten – vor allem Landwirte und Gärtner.
Laut Prof. Dr. Günter Höglinger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen, sei der Zusammenhang eindeutig:
„Pestizide können Parkinson auslösen – das ist ein Faktum, keine Spekulation. Es gibt genügend Evidenz, um diesen ursächlichen Zusammenhang auch zu belegen.“
Diese Aussage gegenüber ZDF Frontal stützt sich auf internationale Studien und jahrzehntelange Forschung, die zeigen: Der wiederholte Kontakt mit bestimmten Pestiziden erhöht signifikant das Risiko, an Parkinson zu erkranken.
Die Ampel-Regierung hat den Zusammenhang anerkannt: Parkinson kann als Berufskrankheit gelten, wenn ein direkter Bezug zum Einsatz von Pestiziden vorliegt. Doch in der Praxis ist diese Anerkennung schwer durchzusetzen. Betroffene müssen detailliert nachweisen, wann, wo und mit welchen Mitteln sie gearbeitet haben. Viele Erkrankte verfügen jedoch über keine lückenlose Dokumentation – vor allem, wenn der Einsatz Jahrzehnte zurückliegt.
Die Vertreterversammlung der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) fordert inzwischen, dass sich Pestizidhersteller an den Kosten beteiligen. Denn durch die steigende Zahl von Fällen erhöhen sich die Ausgaben für Reha, Pflege und medizinische Versorgung erheblich.
Die Hersteller wehren sich jedoch gegen eine finanzielle Beteiligung. Die Folge: Die Sozialkasse muss allein für die Kosten aufkommen, was wiederum zu steigenden Risiko-Beiträgen führt. Diese steigen aktuell um rund 20 Prozent – eine erhebliche Belastung für viele landwirtschaftliche Betriebe und vor allem für Erkrankte, die zusätzliche Leistungen zum Teil selbst finanzieren müssen.
Obwohl Parkinson durch Pestizide wissenschaftlich belegbar ist und als Berufskrankheit anerkannt werden kann, bleibt die tatsächliche Anerkennung in vielen Fällen schwierig. Gleichzeitig steigen die finanziellen Belastungen, da Hersteller sich der Verantwortung entziehen. Die Landwirtschaft steht damit erneut vor der Herausforderung, gesundheitliche Risiken und wirtschaftliche Folgen in Einklang zu bringen.
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